Fotografie Ursula Maier
06.04.2016
Rechbergstraße 46 – 73479 Ellwangen (Jagst)
Tel. 0174 5670704
Atmosphären erzeugen hat mit Theater zu tun, mit dem Wissen
um inszenatorische Wirkungen von Licht, Farben und Materialien. Mit dieser
Aussage beschäftigten sich die Gartenarchitekturtheoretiker des 18.
Jahrhunderts mit der Anlage und Wirkung englischer Gärten.
Als 5-jährige bekam ich von meinem Vater eine Kamera in
die Hand, die zu meinem ständigen Begleiter wurde. Als Autodidakt und nach
tausenden von Fotografien habe ich mich 2006 selbständig gemacht.
Ich bin ein Augenmensch, betrachte und halte fest: den
Klang des Menschen, der Städte, der Architektur, der Landschaften.
Bei meinen Auftragsarbeiten der Architekturfotografie ist
meine Herangehensweise stets sehr frei.
Es geht mir nicht um das reine Abbilden der Gebäude,
sondern um Architektur und Atmosphäre, meine persönliche Raumempfindung. Die
Atmosphäre des Lichts und der Schatten, der Farben und der Materialien.
Das gleiche Prinzip gilt bei den Landschaftsaufnahmen und
Fotoaufnahmen der privaten Feste und Lebensräume. Ich bin nicht auf der Suche nach dem perfekten
Bild. Die Bilder sind alle vorhanden.
2010 hat das Franz Marc Museum, als Herausgeber die Franz
Marc Museumsgesellschaft mbH, Kochel am See, ein Buch mit Fotografien und von
mir ausgewählten Texten, mit dem Titel
„auf den Spuren von Franz Marc im blauen Land“ herausgegeben.
In diesem Buch habe ich folgendes Vorwort geschrieben:
Ich bin keine Franz Marc Expertin. Allenfalls war ich
eine Liebhaberin seines Werks – und ich bin
es geblieben. Der Auftrag zu diesem Buch war Geschenk und
Wagnis zugleich. Ich habe die
Arbeit mit folgenden Überlegungen begonnen:
Die Landschaft, die Franz Marc so geliebt hat, lässt sich
fotografisch nicht mehr dokumentieren.
Bäume sind gewachsen oder gefällt, Hecken vor langem
schon endgültig verblüht, andere neu
gepflanzt, Wege neu gezogen, Hütten neu erstellt… die
Dinge im steten Wandel der Zeit.
So bin ich erst gar nicht ins Franz Marc Museum gegangen,
um Marcs Bilder zu studieren und dann
draußen zu suchen.
Aber ist das wirklich ein Mangel? Hätte eine Fotografin
zu Lebzeiten Marcs, sagen wir just in
dem Moment, in dem Marc Bilder seines „Blauen Landes“
malte, etwas dokumentieren können?
Und welchen Erkenntniswert hätte dies gehabt? In diesen
Linien sinnvoll weiterzudenken oder
zu argumentieren, setzte ja voraus, dass Franz Marc die
Landschaft sozusagen abmalend habe
dokumentieren wollen, seine Briefe wären bloße empirische
Beschreibungen gewesen und die
angenommene parallele Fotografie ein drittes Moment des gleichen
positivistischen Unterfangens….
Ich bin viel und lange unterwegs gewesen in der oberbayrischen
Landschaft. An unterschiedlichen
Tagen und Zeiten, bei unterschiedlichem Licht, ja bei
unterschiedlicher Luft, die auch innerhalb
einer Jahreszeit wechselt, vor und nach einem
Sommergewitter vielleicht am meisten.
So sind hunderte von Aufnahmen entstanden. Ich habe sie
gesichtet, bearbeitet, sortiert, dann aber
in meinem Archiv liegen lassen, mich verabschiedet von
ihnen, bis sie nur noch Erinnerung waren.
Erst dann, im Anschluss habe ich Franz Marc studiert,
seine Briefe und Tagebücher gelesen, in denen er über die Liebe zu dieser
Landschaft spricht, die Bilder und Zeichnungen von seinem „Blauen Land“
angeschaut. Und dabei sind dann frei, unangestrengt assoziativ Eindrücke meiner
eigenen Wanderungen im Gedächtnis wieder lebendig
geworden. Ich erinnerte manchen Blick,
manches Gefühl, das mich damals beim schauenden Wandern
veranlasst hatte, diese oder jene
Aufnahme einer besonderen Landschaft zu machen.
So kam die Auswahl der Texte und Bilder Franz Marcs und
meiner Fotografien zustande. Das eine
hatte das andere erinnert.
Der Grund, mich bei der Ausstellung winter räume im
Schloss Untergröningen zu bewerben,
ist das hohe handwerkliche und künstlerische Niveau der
Aussteller.